Mödling (OTS) - Mit zahlreichen technischen Weiterentwicklungen wartet eine neue Generation von Rollenherdöfen zur Wärmebehandlung von Stahlteilen des Mödlinger Anlagenbauers Aichelin auf. Die neuen Öfen wurden für Bosch Transmission Technology - eine Tochter der deutschen Robert Bosch GmbH - entwickelt, die damit Schubgliederbänder wärmebehandelt. Die Bänder werden weltweit bei Autoherstellern in stufenlosen Getrieben eingesetzt.
Zweieinhalb Jahre lang hat die Aichelin Ges.m.b.H. in Mödling an der Entwicklung der neuen Ofengeneration gearbeitet. Der Technologieführer bei der Herstellung von hochwertigen Industrieanlagen und Systemen zur thermischen und thermochemischen Wärmebehandlung von metallischen Bauteilen hat bereits mehrere Ofenlinien - jede besteht aus bis zu zwei Glühöfen und einem Nitrierofen - an Bosch ausgeliefert. Der deutsche Konzern setzt die Anlagen aus Niederösterreich an Produktionsstandorten in den Niederlanden und in Vietnam ein.
In den Wärmebehandlungs-Anlagen von Aichelin wurden gleich mehrere Innovationen umgesetzt. So bestehen die Transportrollen in den Glühöfen zu 100 Prozent aus Keramik, was für den Transport der
leichten Bänder eine Herausforderung an die Präzision darstellt. Der Vorteil des Werkstoffs Keramik liegt darin, dass sich die Rollen bei einem ungewollten Stillstand der Anlage, etwa durch einen
Stromausfall, nicht beim Abkühlen verbiegen und damit unbrauchbar werden.
Kühlwasser bleibt draußen
Eine weitere Innovation ist der Verzicht auf eine Wasserkühlung am Ausgang der Nitrier-Öfen. Die behandelten Werkstücke werden mit dem Schutzgas gekühlt, dem die Wärme zuvor in Luft/Gas-Wärmetauschern entzogen wurde. Das Nitrieren erhöht die Oberflächenhärte und die Korrosionsbeständigkeit der Bänder. Der Vorteil gegenüber der Wasserkühlung ist, dass nicht unbeabsichtigt Wasser in die Nitrierkammer gelangt. Dies würde den Nitrierprozess stören. Zusätzlich spart der Verzicht auf Wasser in der Kühlung Kosten im Betrieb.
Strengste Umwelt- und Sicherheitsstandards
Die neuen Härteöfen von Aichelin entsprechen natürlich den strengen europäischen Umweltstandards. So wird zum Beispiel das im Nitrierofen eingesetzte Ammoniak nach der Verwendung verbrannt. Übrig bleiben dabei nur Wasser, CO2 und der in der Luft ohnehin reichlich vorhandene Stickstoff.
Vor allem für die Glühöfen erhofft sich Aichelin einen Markt auch außerhalb der Autoindustrie. Thomas Orth, bei Aichelin Mödling als Projektingenieur tätig und auch für den Verkauf dieser Anlagen zuständig: "In letzter Konsequenz sind die Glühöfen für alle Bauteile einsetzbar, bei denen ein kontinuierlicher und schonender Materialtransport während der Wärmebehandlung gewünscht ist." Weil das Glühgut im Ofen durch den Rollentransport nicht vibriere, könne es nicht zu unerwünschten Verformungen kommen, so Orth. Die Nitrieröfen könnten überall dort eingesetzt werden, wo entsprechende Stückzahlen erforderlich seien.
Die stufenlosen Autogetriebe selbst sieht Orth im Kommen - damit hat der Motor immer das ideale Drehmoment und kann Kraftstoff sparen. "Wir glauben, dass diese Technologie künftig stärker eingesetzt wird. Diese CVT-Getriebe wiegen weniger als die Varianten mit Zahnrädern -und Gewicht spielt im Automobilbau ja eine immer größere Rolle."
Standorte in 5 Ländern
Die zur Berndorf-Gruppe gehörende Aichelin-Gruppe ist neben der Herstellung und dem After Sales Service von Industrieofenanlagen für verschiedene Industriebereiche auch im Bereich der Induktionserwärmung sowie der Herstellung von Industrie-Gasbrennersystemen tätig. Die Gruppe betreibt Produktionsstandorte in Österreich, den USA, China, Indien und Brasilien. Die Aichelin Gruppe ist der weltweit größte Hersteller von Wärmebehandlungsanlagen.
Die Aichelin Ges.m.b.H. in Mödling beschäftigt derzeit 85 Mitarbeiter. Die Exportquote von Aichelin Mödling beträgt mehr als 90 Prozent. Hauptmärkte sind Deutschland, Schweden, Italien, Frankreich, die Niederlande aber auch China, Taiwan und Vietnam.